Rapfenjagd im Baggersee

In den Morgen- und Abendstunden gehen die Rapfen vermehrt auf Raubzug! 

Es müssen nicht immer die großen Exemplare sein, die einem Freude bereiten, sondern oftmals sind es die „normalen“ Fische, welche unter sehr schwierigen Bedingungen gefangen werden, die einem lange in Erinnerung bleiben. Für mich persönlich ist der Rapfen beispielsweise an meinem Hausgewässer ein Fisch der tausend Würfe, denn der tiefe Baggersee weist keinerlei Strukturen auf und der Rapfenbestand ist noch sehr jung. In den letzten sechs Wochen befand ich mich täglich an dem Gewässer, um mehr über die Rapfen dort zu erfahren, wo sie hauptsächlich auf Raubzug gehen und natürlich an welchen Tageszeiten sie bevorzugt den Köder attackieren. Ich kam zu dem Ergebnis, dass der beste Platz, ein kleiner Badestrand ist. Tagsüber wird der Untergrund durch die Badegäste aufgewirbelt, was den Weißfisch anzieht, der dort immer eine Nahrungsquelle vorfindet. Beruhigt sich das Wasser am Abend, beginnen die Silberbarren mit der Jagd. Beangeln lässt sich dieser Bereich aufgrund der Schwimmer und Hundebesitzer nur von fünf bis acht Uhr morgens, sowie ab 21 Uhr in den Abendstunden. Mein Ziel in den vergangenen Wochen bestand darin, die optimale Beißzeit auszumachen, welche wie folgt aussah. Während des Sonnenaufgangs erwachten die Räuber und beginnen mit der Nahrungssuche, was ungefähr eine halbe Stunde anhält. Anschließend ist es wie abgeschnitten und eine Beißflaute herrscht. Selbst bei Bewölkung und Nieselregen, wie dieser Sommer leider hauptsächlich aussah, brachten gute Fische. Mit Wind allerdings habe ich schlechte Erfahrungen gemacht im Bezug auf das Beißverhalten der Rapfen. Hat dieser mehr als Stärke 2 oder man hat ihn im Rücken, muss mit einem Schneidertag gerechnet werden.

Spezielle Kunstköder für die oftmals wählerischen Rapfen!

Es kommt vor, dass die Rapfen in einen Fressrausch gelangen, wo sämtliche Köder gleich gut fangen und nahezu jeder Oberflächenköder, wie verschiedene Wobbler oder auch Spinner, attackiert werden. An knapp 90% der Angeltagen müssen die Rapfen allerdings überlistet werden, wobei der weiße ASP von Spro in 18g unschlagbar ist. Diesen Köder gestalte ich für den Räuber noch attraktiver, indem ich ihn mit rotem Nagellack und Glitzer tune, wie man auf dem Bild ganz gut sehen kann. Um möglichst die Rapfen, welche ein perfekter Jäger auf Sicht sind, nicht abzuschrecken, schalte ich zwischen Hauptschnur und Köder ein ca. 80cm langes Fluorocarbon Vorfach vor.
Gerade in den Abendstunden ist immer wieder mit Beifang, in Form von Hecht und Zander, zu rechnen. Höre ich im Vorfeld von anderen Anglern, dass die Hechte beißen, binde ich das Vorfach etwas anders und mache es "Hechtsicher". Und zwar nehme ich 60cm Fluorocarbon in 0,35mm Stärke und vervollständige es mit 10cm 1*7er Stahl, was sich ganz einfach binden lässt. 
Die Köderführung läuft in der Regel sehr schnell ab, indem der Kunstköder ca. 20cm bis hin zu einem Meter unter der Wasseroberfläche eingekurbelt oder auch mal angeruckt wird. Zusätzlich sollte er hin und wieder die Wasseroberfläche durchbrechen und dadurch flüchtende Beute imitieren, was vor allem beim Fischen über flachen Sandbänken entscheidend sein kann. Der oben bereits erwähnte ASP Köder lässt sich durch Heben und Senken der Rute sehr gut über Sand- und Krautfelder führen, was die Rapfen oftmals zum Biss verleitet. Damit dies gewährleistet wird, kommen bei mir nur kurze Ruten, mit einer Länge von ca. 2,30m, zum Einsatz und einem Wurfgewicht von ungefähr 10g bis 30g. Eine kleine 2500er Rolle mit einer relativ großen Übersetzung vereinfacht die präzise Köderführung um ein vielfaches, damit der Kunstköder immer in der heißen Zone an bzw. auf der Wasseroberfläche bleibt.

An verschiedenen Spots die Rapfen suchen! 

Die Rapfen halten sich von Tag zu Tag an unterschiedlichen Stellen auf, wobei wir uns an dem Baggersee ein bestimmtes Schema zurechtgelegt haben, um den höchstmöglichen Erfolg zu erzielen. Anfangs gehe ich leise am Badestrand bis zu den Knien in das Wasser, da wir hier einige tiefe Stellen vorfinden, welche ich dadurch besser kreisförmig abwerfen kann. Um die Kanten optimal abfischen zu können, geht es anschließend noch weiter rein, was bis zu 30m sein kann. Hier empfiehlt es sich auch mal nach hinten Richtung Ufer zu werfen, wo man kurz zuvor durchgelaufen ist. Der Sandboden ist noch etwas aufgewirbelt, was die kleinen Weißfische und somit auch die Räuber anlockt. Nicht selten attackiert dort auf den ersten paar Metern ein Rapfen den Köder.  
Bei dieser Art der Fischerei kann man sehr schön den Biss verfolgen, wenn sie aus ihren Unterständen schießen und den Köder seitlich attackieren. Da sich dies in relativ klarem und flachem Wasser abspielt, habe ich immer eine Poolbrille und ein Cap auf, um das Spektakel genauestens beobachten zu können. Einfach nur ein Hammer Bild, was sich da erschließt. 

Verletzungen bei zu stürmischen Rapfen!

Leider kommt es vor, dass man einen Fisch verangelt bzw. dass er ein Releasen nicht überleben würde. Die Rapfen beißen manchmal sehr stürmisch und knallen so extrem auf die Köder, dass er in den Kiemenbögen hängen bleibt und durch die starken Verletzungen das Nachsehen hat. Dies kommt allerdings nur sehr selten vor und sind Ausnahmen.
Bevor diese Fische zurückgesetzt werden und einige Tage später tod am Badestrand liegen, habe ich sie zu Hause zubereitet und muss sagen, dass sie echt lecker sind. Hierzu habe ich die Rapfen filitiert, entschuppt, die großen Gräten entfernt und anschließend in Stücke geschnitten. Diese werden mit Limettensaft bestrichen und in Mehl gewendet, bevor sie in der Pfanne gebraten werden. Wie Heringe werden diese Stücke in Essig-Zwiebel-Sut eingelegt, bevor sie für eine Woche in den Kühlschrank kommen und fertig. Ein wahrer Gaumenschmaus, wobei ich trotzdem hinzu sagen muss, dass ich kein Rapfen sinnlos töte, sondern nur bei zu starken Verletzungen entnehme.


Ich wünsche euch viel Spaß bei der Rapfenjagd und gebt auch nach 2000 Würfen nicht auf, denn irgendwann werdet ihr mit einem tollen Drill der kampfstarken Raubfische belohnt.

Petri Heil wünscht euch
Gordon Hartmann
(Allround-Team Catfish-Hunters)

Bildergalerie zu
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